1985 übernahm das Museum das Archiv des Fotostudios Lehnert & Landrock in seine Sammlung. Das von Rudolf Franz Lehnert und Ernst Heinrich Landrock gegründete Studio war von 1904 bis 1914 in Tunis tätig und ab 1924 in Kairo. Es spezialisierte sich auf eine orientalistische Bildproduktion, die durch Fotografien und Postkarten weit in Europa verbreitet wurde. Nach der Trennung des Duos 1930 führten Landrock und später seine Erben die kommerzielle Nutzung des Bildmaterials fort.
Heute hinterfragt Photo Elysée seine Rolle als Bildvermittler und beleuchtet kritisch die eigenen Sammlungsobjekte. Zum ersten Mal werden die Originale des Lehnert & Landrock-Archivs öffentlich gezeigt. In Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat untersucht das Museum die ästhetischen und politischen Dimensionen dieses Korpus im kolonialen Kontext.
Zur Öffnung weiterer Perspektiven wurde die Künstlerin Gloria Oyarzabal eingeladen, die Archive zu erforschen. Ihr zeitgenössischer Blick thematisiert den Umgang der Museen mit kolonialen Sammlungen. Ihr Werk tritt in Dialog mit jenem der saudi-arabischen Künstlerin Nouf Aljowaysir, die untersucht, wie Künstliche Intelligenz stereotype Darstellungen des Orients verstärkt.