Fotografische Untersuchung des Kantons Waadt

Der Blick von sechs Fotografen
28.06 – 28.09.2025

Mit dem Ziel, die lebendigen Traditionen des Kantons Waadt, die im Inventar des immateriellen Kulturerbes aufgeführt sind, fotografisch zu dokumentieren, hat der Kanton Waadt sechs im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählte Fotograf:innen mit der Verwirklichung bislang ungesehener Projekte beauftragt. Thomas Brasey, Olga Cafiero, Sarah Carp, Matthieu Gafsou, Yves Leresche und Romain Mader enthüllen in dieser Ausstellung die Ergebnisse ihrer fotografischen Recherche, bevor ihre Bilder in die Sammlung von Photo Elysée aufgenommen werden.

Künstler·innen

SARAH CARP

MECHANISCHER TRAUM

Geboren 1981 in Zürich, lebt Sarah Carp in Yverdon-les-Bains. Sie hat die École de photographie in Vevey abgeschlossen. Ihre fotografischen Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und in verschiedenen Wettbewerben und Festivals in der Schweiz und im Ausland ausgewählt. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Prix CEPY des Réseau culturel régional du Nord Vaudois sowie den Prix Focale – Ville de Nyon im Jahr 2019.

Das prämierte Projekt ist eine poetische Reise in die Welt der Spieluhren und Automaten. Die kürzlich ins immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommene und für den Kanton stolze mechanische Kunst fasziniert und strahlt sowohl national als auch international von der Region Sainte-Croix aus. Ihre intime und sensible Herangehensweise an dieses kostbare Know-how ist eine wahre Ode an die Langsamkeit und Präzision in einer Zeit der digitalen Hektik – und hat die Jury überzeugt.

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THOMAS BRASEY

BÖSE JORAT

Geboren in den 1980er Jahren, lebt und arbeitet Thomas Brasey in Lausanne. Nach seiner Promotion in metallorganischer Chemie an der EPFL absolvierte er eine Ausbildung in visueller Kommunikation an der ECAL (École cantonale d’art de Lausanne). Er stellt regelmäßig in der Schweiz und im Ausland aus und wurde unter anderem mit der Enquête photographique fribourgeoise (2015) und der Enquête valaisanne (2020) ausgezeichnet. Ihn interessieren besonders das Spiel mit Zeitebenen und die Verbindung vergangener Ereignisse mit der Gegenwart.

In seinem Projekt widmet er sich der „Nouvelle Compagnie des Brigands du Jorat“, deren reale oder imaginierte Aktivitäten er dokumentiert. Diese Gruppe hat sich heute zur Hüterin der Kultur und des Gebiets des Jorat gewandelt. Seine Arbeit bringt ein bedeutendes Kapitel der Waadtländer Geschichte ans Licht – mit Gesten, die Tradition mit Gegenwart verbinden.

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OLGA CAFIERO

EPHEMERIS

Geboren 1982, besitzt Olga Cafiero einen Bachelor in visueller Kommunikation sowie einen Master in künstlerischer Leitung (Fotografie) von der ECAL. Sie gewann 2011 den Prix Suisses de design, wurde für das Foam Talent ausgewählt sowie 2012 für das Festival international de la mode, de photographie et d’accessoires de Hyères. 2022 war sie erneut Finalistin des Prix Suisses de design und führte die Enquête photographique neuchâteloise durch.

Ihr Projekt dokumentiert Praktiken aus dem Almanach Messager Boiteux aus Vevey und Bern – von Hausmitteln über astrologische Kalender bis hin zu Wettervorhersagen – um die Faszination unserer Gesellschaft für mystische Elemente zu hinterfragen. Auch die Verbindung zwischen Volksglauben und moderner Wissenschaft wird untersucht. Geplante Kooperationen bestehen mit der Universität Lausanne, dem Institut des humanités en médecine (IHM), dem Meteorologischen Zentrum Lausanne und dem Office fédéral de l’agriculture.

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MATTHIEU GAFSOU

FREIHEIT IST KEIN TRAUM MEHR

Geboren 1981, hat Matthieu Gafsou einen Masterabschluss in Literatur von der Universität Lausanne und eine fotografische Ausbildung an der École supérieure d’arts appliqués in Vevey absolviert. Er nahm an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teil und veröffentlichte sieben Monografien. Seine Arbeit genießt internationale Anerkennung.

Sein Projekt untersucht, wie die Rituale der Jeunesses vaudoises zur Schaffung einer regionalen Mythologie beitragen – mit eigenen Codes, Prüfungen, Übergangsritualen und Helden. Mit einem bewusst spielerischen Ton möchte er ein reichhaltiges, komplexes und rhythmisch aufgebautes fotografisches Werk schaffen.

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YVES LERESCHE

ZIRKUS HELVETIA

Geboren 1962, arbeitet Yves Leresche für verschiedene Pressemedien in der französischsprachigen Schweiz und international sowie für öffentliche Institutionen. Über 30 Jahre hinweg hat er drei bedeutende dokumentarische Projekte über Roma-Minderheiten in Europa realisiert – stets mit Fotografie, einem Buch und einer Wanderausstellung im öffentlichen Raum.

Sein Projekt begleitet während neun Monaten die Tournee des Zirkus Helvetia aus Moudon und seiner Gründerfamilie Maillard. Durch Porträts der Künstler – sowohl im Rampenlicht als auch in Nebenrollen (wie Zuckerwatteverkäufer oder Empfangspersonal) – sowie durch Aufnahmen des Publikums, will er den gesamten Lebens- und Zeitrhythmus des Zirkusalltags einfangen.

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ROMAIN MADER

LE PAPET VAUDOIS

Geboren 1988, besitzt Romain Mader einen Bachelor in Fotografie von der ECAL und einen Master von der Zürcher Hochschule der Künste. Er hat an zahlreichen Ausstellungen und Publikationen teilgenommen und erhielt 2017 den FOAM Huf Award. Einige seiner Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen, darunter das Museum of Photography in Amsterdam.

Sein Projekt will das lokale Handwerk, die Produktion und die sozialen Beziehungen in seinem Heimatbezirk Aigle würdigen. In Praktika bei lokalen Produzent:innen und Handwerker:innen dokumentiert er – mit einer Prise Humor – alle Schritte der Zubereitung des typischen Waadtländer Gerichts: vom Anbau der Lauch- und Kartoffelpflanzen über die Schweinezucht und -schlachtung bis hin zur Herstellung der Kohlwürste.

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Partner

Ausstellung mit Unterstützung des Bundesamtes für Kultur