Als erste Überblicksausstellung in der Schweiz seit 1977, die sich ausschliesslich des Werkes von Josef Koudelka widmet, bieten die Ausstellung und das dazugehörige Buch neue Einblicke in seine Karriere. Insbesondere wurde ein Teil seines persönlichen Archivs, nämlich die 30.000 35-mm-Kontaktbögen aus den Jahren 1960-2012, erforscht und vorgestellt.
Ikonar ist der Spitzname, den Josef Koudelka von einer Gruppe von Roma erhielt, die er auf seinen Reisen traf. Sie nannten ihn den "Ikonenmacher", weil sie seine berühmten Fotografien von RomaGemeinschaften als quasi-religiöse Ikonen in ihrer Gebetsstätte verwendeten. Obwohl er ein international anerkannter "Bildermacher" ist, betrachtet sich Koudelka eher als "Sammler seiner eigenen Bilder" denn als Fotograf.
Mit dem Ziel, die Essenz der Weltsicht des Künstlers einzufangen, ist diese Ausstellung um Schlüsselwerke aus seinen wichtigsten Serien auf 35-mm-Film aufgebaut, darunter Theater, Roma, Invasion 68 und Exile. Die Ausstellung umfasst jedoch nicht nur eine Installation, die ganz seinen Archiven gewidmet ist und ihren Platz im persönlichen und künstlerischen Werdegang eines der Hauptakteure der Fotografie des 20. Jahrhunderts zu analysieren versucht, sondern auch eine Referenzbibliothek mit einer Auswahl seiner Bücher.
Die Ausstellung ist als eine selektive und komprimierte Retrospektive konzipiert und zeichnet so die Entwicklung und die Arbeitsmethoden des Fotografen nach. Die Ausstellung spricht somit auch einige der zentralen Paradoxe von Koudelkas Werk, Leben und Karriere an – ein Nomadenleben contra einen unerbittlichen Fokus auf das Sammeln und Archivieren; eine beständige Sichtung und Überarbeitung seiner ikonischen Werke contra eine "maximalistische", nach Perfektion strebende philosophische Agenda; und, in der zweiten Hälfte seiner Karriere, eine von ihm selbst verkündete Besessenheit, weiterhin Bilder auszustellen und aufzunehmen – manchmal zum Nachteil von deren Analyse und materieller Umsetzung als Werke.
Kurator der Ausstellung: Lars Willumeit