Henriette Grindat

Henriette Grindat (1923-1986), eine wichtige Lausanner Persönlichkeit in der Geschichte der Fotografie, begann ihre Karriere an der École de photographie de Suisse romande in Lausanne und später in Vevey bei der Fotografin Gertrude Fehr (1895-1996).

Im Anschluss an ihre Ausbildung zog sie 1949 nach Paris, wo sie sich ihrer Leidenschaft für Kunst, Literatur und Poesie widmete. Neben ihren ersten, vom Surrealismus inspirierten Bildern arbeitete sie als freie Fotografin für zahlreiche Magazine und Zeitschriften, darunter Du, US Camera und L'Œil. In der Nachkriegszeit war sie eine wichtige Persönlichkeit im Schweizer Fotoverlagswesen. Sie spezialisierte sich auf Reisereportagen und trat 1952 dem Lausanner Verlagshaus Guilde du livre bei. Dort realisierte sie mehrere Bücher, darunter Lausanne (1952), Algerien (1956), Méditerranée (1957) und Le Nil (1960).

Seit den 1950er Jahren entwickelt Henriette Grindat eine persönliche fotografische Sprache und eine formale Suche, die ihre Umgebung kühn unterstreicht. Sie überträgt die Realität durch Bilder, die Materie, Texturen, Licht und seine Reflexionen in den Vordergrund stellen. Falten, Risse, Abstände, Bewegungen und Ausbuchtungen klingen in jeder der von ihr entworfenen grafischen Kadenzen an. Sie arbeitet akribisch an der Tiefe von Schwarz und Grautönen. Da sie die Fotografie als ein echtes künstlerisches Werkzeug betrachtet, fordert sie eine Autorenfotografie und distanziert sich zunehmend von der Dokumentarfotografie.

Ihre Faszination für den Körper nimmt in ihrer Arbeit einen wichtigen Platz ein. In dieser intimen Fotografie erfasst sie die Ausdrucksformen ihrer Angehörigen durch Nahaufnahmen, ähnlich wie ihr Lebensgefährte Albert-Edgar Yersin (1905-1984).

In ihren Fotografien findet man eine grenzenlose Freiheit, in der das Träumen ermöglicht wird und die Erzählungen, die sie entfaltet, zeitlos sind.